Sonntag, 3. Februar 2019

Coban, Lanquin, und Semuc Champey

Für Coban hatten wir zwei Nächte vorreserviert - die Stadt ist zwar an sich ganz nett, jedoch bietet sie nicht unbedingt so viel, dass man sich dort einen ganzen Tag beschäftigen kann. Deshalb beschlossen wir noch am Nachmittag, nachdem wir ins Hotel eingecheckt hatten, eine Tour nach Semuc Champey zu buchen oder uns über die Möglichkeiten, dort öffentlich hinzufahren, zu erkundigen. Zuerst gingen wir zu INGUAT, der öffentlichen/"neutralen" Touristeninfo. Sie erklärte uns, wie man hinkommt, wie lange man ca. braucht, und wie viel man bezahlen sollte. Dauer und Abfahrtsort der Busse stimmten, jedoch die von ihr angegebenen Preise waren teilweise zu teuer veranschlagt. So meinte sie, der öffentliche Bus nach Lanquin würde 50Q pro Richtung kosten (tatsächlich nur 20Q pro Person, wie sich später herausstellte). Zusammen mit dem Eintritt für Semuc Champey (50Q) und dem Pick-up von Lanquin nach Semuc (25Q) dachten wir, dass sich eine Tour wohl rentieren könnte. Laut Auskunft kosten die verschiedenen Touren zwischen 200 und 400Q. Wir entschieden uns dann bei einem Anbieter für eine Tour, die wir von 350Q auf 315Q runterhandeln konnten, die Folgendes beinhaltete: Abholung vom Hotel und Transport nach Lanquin sowie weiter nach Semuc. Eintritt Semuc, 4 Stunden Zeit dort, und Mittagessen in einem Restaurant. Fahrt zu einer Höhle und eineinhalb Stunden Zeit dort mit Führung. Rücktransport, die Fahrt bis Lanquin dauert ca. 2 Stunden, von dort nach Semuc nochmals fast eine Stunde, da es  von Lanquin noch über eine unasphaltierte, teilweise sehr enge und steile Straße noch geschätzte 20km weiter ins Tal hinein ist. Ein bisschen haben wir zwar die Zeitangaben der Tour angezweifelt, weil wir um 7 abgeholt werden sollten und zwischen 6 und 7 wieder daheim, und wir wussten nicht, wie wir da 4 Stunden Zeit in Semuc hätten und dann noch Mittagessen und die Höhle, aber es würde auf jeden Fall komfortabler sein als mit den öffentlichen Bussen. 
 






Zusätzlich zur Tour haben wir auch ein Shuttle nach Flores reserviert - diese fahren immer um ca. 8:30 aus Lanquin weg und machen um ca. 10:30 in Coban halt, um dort Leute mitzunehmen. Da in Lanquin viel mehr Nachfrage besteht und die Shuttles von dort aus organisiert werden, ist es interessanterweise günstiger von Lanquin nach Flores zu fahren, obwohl der Bus sowieso über Coban fährt und bis dahin auch schon ein Viertel des Weges absolviert ist. von Lanquin muss man also nur ca. 80Q rechnen, von Coban haben wir auf 115Q runtergehandelt, aber meistens verlangen sie über 130Q, unser Hotel sogar 150Q. Da wir das shuttle bei der gleichen Agentur wie die Tour nach Semuc gebucht hatten, konnten wir den Preis noch ein Stück runterhandeln.
Was wir auch noch vor Ladenschluss gemacht haben war der Ticketkauf für die Ruinen in Tikal in der BanRural in Coban - es gibt dort mehrere Filialen, und die Tickets sind definitiv authentisch und günstiger als bei Touranbietern (von denen man angeblich auch manchmal falsche Tickets bekommt, so z.B. in Flores). Der vorherig Ticketkauf in einer BanRural Filiale ist auf jeden Fall empfehlenswert, weil ab Mitte Jänner 2019 beim Eingang in den National Park von Tikal kein Automat mehr verfügbar ist. Es gab auch schon in der Vergangenheit Probleme, weil dort schlechte Internetverbindung ist, und deshalb wurde beschlossen, den Ticketverkauf vor Ort komplett einzustellen. Unser Bus, ein paar Tage vor der Umstellung, blieb noch vor dem Schranken stehen, damit die Leute, die mehrheitlich noch kein Ticket hatten, sich ihre Tickets kaufen konnten. 

Am Abend klapperten wir die im Reiseführer empfohlenen Restaurants nach der Reihe ab - es gibt in Coban mehrere, die für dortige Verhältnisse äußerst nobel und elegant schienen, aber völligst überteuert waren. Insofern kann ich die Empfehlungen vom Reiseführer hier nicht ganz verstehen, vielleicht sind auch die Preise im letzten Jahr stark gestiegen (was im restlichen Guatemala meist nur marginal der Fall war). Auf jeden Fall haben wir uns letztendlich für das Abendessen in einem Comedor am Parque entschieden, der gute Menüs anbot und auch unschlagbare Preise hatte - das Lokal war total urig, aber sauber (abgesehen vom WC). So gab es z.B. ein Menü mit Hamburger und Coca Cola um 20Q, und vor allem die burritos waren irrsinnig gut und auch sehr preiswert. Auch die Licuados de Frutas waren ausgezeichnet und günstig. Mit vollem Bauch und außergewöhnlicher Zufriendenheit bezahlten wir die 80Q, die dann alles zusammen für zwei Personen ausmachte, und gingen zufrieden über den sehr interessanten Marktbereich gleich hinter dem Parque zurück zum Hotel. Bis jetzt gefiel uns Coban wirklich ausgezeichnet, und wir waren schon gespannt auf den nächsten Tag, wo wir früh aufstehen mussten für die Tour nach Semuc.

Kurz vor 7 in der Früh verließen wir das Hotel, und unser Touranbieter wartete schon, allerdings ohne Auto. Dieses habe Probleme mit dem Starten, und der Fahrer versuche gerade es zu richten - wir sollten uns noch eine Stunde gedulden, um 8 wieder hier warten, dann würde es sicher funktionieren. Also gingen wir zurück ins Hotel zum frühstücken, doch um 8 bot sich dasselbe Bild. Der zwar prinzipiell bemühte, aber doch irgendwie seltsame, undeutlich sprechende Herr von der Agentur wartete, und sagte, es könne sich nur mehr um Minuten handeln. Zehn nach 8 baten wir ihn, den Fahrer doch anzurufen und nachzufragen, was los sei. Er konnte ihn aber nicht erreichen, sondern telefonierte mit irgendwelchen anderen Leuten und fragte, ob die etwas gehört hätten. Doch niemand wusste etwas. Um dreiviertel 9 wurde es uns zu bunt, wir beschlossen, mit einem öffentlichen Bus nach Lanquin zu fahren. Der Herr begleitete uns sogleich zum kleinen Terminal der Mikrobusse nach Lanquin, das knappe 10 Minuten vom Parque entfernt ist, und gab uns sogleich unser Geld zurück - dieses hatte er verdächtigerweise schon dabei. Leider mussten wir noch eine gute halbe Stunde warten, bis der Mikrobus dann endlich wegfuhr - es war fast schon halb zehn, und wir waren sehr frustriert, zweieinhalb Stunden nur wegen der schlechten Organisation verloren zu haben. Vor allem wurde uns gesagt, dass der letzte öffentliche Bus von Lanquin nach Coban um halb vier in Lanquin wegfährt (was von den Leuten in Lanquin als Blödsinn identifiziert wurde, die haben uns glaubhaft versichert, es fahren noch bis um halb sechs Busse). Jedenfalls waren wir dann schon ziemlich frustriert und auch wütend, weil wir plötzlich sehr viel weniger Zeit für Semuc haben würden - die Höhle mussten wir nicht unbedingt sehen, Tropfsteinhöhlen gibt es schließlich auch in Europa genug. Doch etwas auch die Unsicherheit über das Shuttle nach Flores am darauffolgenden Tag breitete sich in uns aus. Wir hatten in Flores schon das Hotel bezahlt, da in den ersten Jännertagen ein Festival stattfindet, und wussten, dass es fast unmöglich werden würde, um 11 Uhr, falls das Shuttle auch nicht fahren sollte, noch irgendwie mit öffentlichen Bussen nach Flores zu kommen. 
Die Fahrt nach Lanquin führt durch äußerst schöne Landschaften, Kaffee und Nebelwälder/Regenwälder wechseln sich ab. Das letzte Stück hinunter nach Lanquin ist leider nicht asphaltiert, dadurch zieht sich die Fahrt etwas in die Länge, aber die 2 Stunden haben schon gestimmt. Knapp vor Lanquin wartete schon ein Pick-up, wohl wie später zugegeben ein Freund des Busfahrers, und man drängte uns quasi umzusteigen, er würde uns nach Semuc bringen (das hatten wir vorher dem Busfahrer gesagt). Wir zögerten, stiegen dann jedoch um, weil wir uns geographisch nicht ganz auskannten. Im Endeffekt fuhr der Pick-up dann die gleiche Strecke wie der Bus nach Lanquin, nur etwas schneller, nahm dann im Ort noch ein paar Leute mit, und fuhr dann weiter nach Semuc. Wir zahlten auch nicht mehr als die üblichen 20Q, und hatten dafür die bequemen Sitze vorne im Auto, während die anderen hinten auf die Ladefläche mussten. Die Fahrt bis zum Eingang dauerte ca. eine Stunde.
In Parque Semuc Champey selbst gibt es mehrere Terrassen, wo man in den verschiedenen Pools baden kann, und auch einen Trail zu einem Aussichtspunkt, der sehr steig und auch relativ gefährlich ist - gutes Schuhwerk ist hier ein Muss! Man kann sich nicht immer gut mit den Händen festhalten, und der Weg führt teilweise über glitschige Steinflächen, teilweise über lose, feuchte Erde, wo man schnell mal ausrutschen kann. Ein Guide hat uns erzählt, er hätte sich das Bein schwer verletzt vor ein paar Jahren, als er einen ausrutschenden Touristen vorm Fallen bewahren wollte. Und selbst uns ist ein junger Mann, der wohl gerade gestürzt war, mit notdürftig aus einem T-Shirt gemachter Armschlinge entgegengekommen. Der Blick vom Mirador lohnt sich jedoch, es ist jener berühmte Blick, den man von den meisten Ansichtskarten aus kennt, wirklich wunderschön!
Leider hatten wir in Semuc relativ wenig Zeit, da wir dachten, der letzte Bus zurück nach Coban würde Lanquin schon um halb vier wieder verlassen. Beim Rücktransport klappte aber alles gut, wir erwischten gleich einen Bus in Lanquin und waren dann wenigstens um halb sechs schon wieder beim Hotel, sodass wir in Ruhe genüsslichen Abendessen konnten. Danach gingen wir allerdings wieder zur Agentur, um sicherzugehen, dass der Shuttle nach Flores am nächsten Tag auch wirklich fahren würde. Wir wollten mit dem Fahrer oder zumindest jemandem in Lanquin sprechen, jemand anderem jedenfalls als diesem seltsamen Typen von unserer Agentur, um sicherzugehen, dass die Fahrt tatsächlich geplant war. Nach vielen Mühen schafften wir das auch, und letztendlich hat dann am nächsten Tag alles geklappt. Aber man weiß ja nie, in Foren haben schon mehrere Leute von ausfallenden Touren und kaputten Autos berichtet, nur uns war das bis dahin noch nie passiert.