Wir hatten uns schon in Quetzaltenango Gedanken gemacht, ob es machbar wäre, mit öffentlichen Bussen von Todos Santos auf direktem Weg über Sacapulas und Uspantan nach Coban zu gelangen, und hatten auch in Erwägung gezogen, ein Shuttle von Huehue nach Coban für 75USD zu nehmen. Aufgrund des hohen Preises, und der Vermutung, dass das Shuttle eventuell trotzdem wegen der Straßenverhältnisse über den Panamericana fahren würde, und wir irgendwo in Guatemala-Stadt umsteigen müssten, haben wir aber davon abgelassen und uns für die abenteuerliche Variante entschieden. (Laut Auskunft gibt es auch direkte Camionetas von Huehue nach Coban, wobei der eine um halb sechs oder sechs in der Früh wegfährt, und der andere irgendwann zu Mittag, wobei die Meinungen zwischen halb eins und zwei Uhr schwankten - der erste war zu früh, der andere zu spät).
Blick auf das nebelverhangene Tal bei Huehue |
Nervös wie wir waren wachten wir schon um halb sechs auf, packten zusammen, und begaben uns gleich zur Bushaltestelle. Von der Erfahrung her wussten wir, dass in Guatemala viele Menschen früh aufstehen und ab 5 oder meist sogar 4 Uhr früh die ersten Busse unterwegs sind. Und gerade in Todos Santos, wo einige Leute nach Huehuetenango pendeln, ist in der Früh schon viel los. Wir haben zwar gerade einen Bus verpasst, mussten aber trotzdem nur eine halbe Stunde bis zur Abfahrt warten. Wie erwartet kamen wir nach knappen 2 Stunden von der Hochebene hinunter ins Tal, und baten den Busfahrer, uns an der Kreuzung in Chiantla aussteigen zu lassen, um dort gleich in einen anderen Bus umzusteigen und den Umweg samt Verkehr in Huehue zu vermeiden. Kaum ausgestiegen, während wir noch unser Gepäck vom Dach bekamen, sprach uns auch schon gleich der nächste Fahrer an - wir sagten Sacapulas und er sagte ja. Mit dem außergewöhnlichen neuen Microbus fuhren wir flott Richtung Sacapulas und erreichten nach einer knappen Stunde Aguacatan. Dort stiegen alle anderen Leute aus, und als wir protestierten, dass wir nach Sacapulas wollen, meinte er, wir müssen umsteigen. Das war natürlich sehr ärgerlich, weil der Fahrer zuerst andeutete, bis nach Sacapulas zu fahren. Glücklicherweise war der kleine Terminal nur 2 min entfernt, und unsere Gemüter hellten sich auf.
Wir schauten uns kurz um und fanden sogleich einen Fahrer, der angab, nach Sacapulas zu fahren. Erfreut ließen wir unsere Rucksäcke aufladen und stiegen ein. Außer uns waren da leider erst zwei andere Leute im Bus, aber wir dachten, es würde wie immer schnell gehen, bis sich der Bus füllen würde und wir losfahren. Doch diesmal zog es sich in die Länge, vielleicht, weil es schon zehn Uhr und somit Mitte des Vormittages war. Ca. nach einer Dreiviertelstunde war der Bus dann gefühlt voll genug, um loszufahren, und wir fuhren aus dem Terminal hinaus auf die Hauptstraße, wo der Bus allerdings nochmals stehen blieb und der Ayudante weiter um Fahrgäste bemüht das Ziel ausrief. Mit der Zeit kamen immer mehr Menschen, und wir waren bereits komplett voll, doch Fahrer und Ayudante waren offensichtlich davon besessen, möglichst viele Leute reinzuquetschen, und wollten einfach nicht losfahren. Nicht nur wir zwei beschwerten uns, sondern auch die anderen Fahrgäste, und sogar der Fahrer des nächsten Shuttles, der auch schon auf seine Uhr zeigte und wohl zu unserem Fahrer sagte: "du hättest schon längst losfahren sollen". Es scheint also inoffiziell doch regelmäßige Abfahrtszeiten zu geben, damit sich die Kundschaft halbwegs fair aufteilt und alle Fahrer ein Geschäft machen.
Irgendwann, nach insgesamt mehr als eineinhalb Stunden Warterei, fuhren wir dann doch los. Zu diesem Zeitpunkt waren wir wieder nervös - es war schon fast halb zwölf, also Mittag, wir waren vor fast 6 Stunden aufgebrochen, und hatten immer noch nicht einmal die Hälfte der Strecke absolviert - und das, obwohl uns das langsamste, abgelegenste Stück durch den Alta Verapaz noch bevorstand. Zu diesem Zeitpunkt redeten wir uns schon gut zu und sagten, man könnte die bereits reservierte Unterkunft in Coban sicher noch stornieren. Als wir dann unterwegs noch mehr von den vielen, am Straßenrand wartenden Menschen, mitnahmen, waren wir bereits knapp vor dem Auszucken. Die Fahrt nach Sacapulas dauerte dann auch deshalb deutlich länger als erwartet.
Ab der Ankunft in Sacapulas wurde der Tag jedoch deutlich besser. Nach fünf Minuten kam bereits der nächste Microbus nach Uspantan angefahren - in Sacapulas kommt auch die Straße von Santa Cruz del Quiche dazu, und deshalb herrscht dort reger Verkehr. Wir hatten also gerade genug Zeit, um uns zu strecken, und dann fuhren wir auch schon wieder weiter. Knapp über eine Stunde dauerte die Fahrt nach Uspantan - sie war ereignislos abgesehen von der Tatsache, dass wir mit 20Q pro Person mehr als die erwarteten 10Q zahlen mussten - Es gibt nämlich generell die Regel, dass man führ eine Fahrt von einer Stunde 10Q und für zwei Stunden 20Q zahlt, und diese Regel hatte bis dahin immer gestimmt. Aber gut, dieses eine Mal war es auch verschmerzbar.
In Uspantan war es sehr heiß, aber glücklicherweise gab es am Terminal genügend Verkäufer, die von Obst über Getränke bis hin zu selbstgemachten Köstlichkeiten alles anboten. Wir mussten ca. eine halbe bis Dreiviertelstunde warten, und dann fuhren wir schon mit dem nächsten Bus Richtung Coban. Im Nachhinein denke ich mir, dass es gut war, dass ich nicht auf google maps unsere fahrt getrackt habe. Den bis zur Grenze zum Alta Verapaz, die durch den Canyon knapp hinter dem Fluss verläuft, und die schon fast auf halber Strecke nach Coban liegt, brauchten wir nur eine halbe Stunde. Dann war aber die Straße nicht mehr asphaltiert, und die Fahrt wurde staubig und wir fuhren nicht mehr viel schneller als im Schrittempo. Es gibt in diesem im Jänner äußerst trockenen Canyon kaum etwas außer Staub und ein paar "Dörfer", die meist aus nicht mehr als zehn Häusern bestanden. Die Kurven hinauf in die Berge schienen nicht enden zu wollen, ich glaube, mir ist selten eine Autofahrt so lange vorgekommen. Irgendwann, erst am Stadtrand von San Cristobal Verapaz, war dann die Straße erst wieder asphaltiert, und dann bis nach Coban auch in gutem Zustand, wir kamen wieder flott voran. Obwohl wir dann insgesamt nur knappe drei Stunden gebraucht hatten, ist mir dieser Teil länger als die restlichen Fahrten des Tages vorgekommen.
Nichtsdestotrotz, wir erreichten Coban früher als erhofft, uns blieben noch immer mehr als zwei Stunden bis es dunkel wurde, und stiegen glücklich am etwas außerhalb gelegenen Microbus-Terminal von Coban aus (der liegt auf der Nordostseite des Parque Nacional Las Victorias, also nördlich vom Stadion).
Bilanz: langer, harter Tag, aber aushaltbar, weil es eine Ausnahme war. 8 Stunden durchgehend im Shuttle zu sitzen ist auch nicht unbedingt ein Zuckerschlecken - und dazu noch um Einiges teurer. Wir haben dann insgesamt für alle Fahrten zusammen 90Q, also knapp über 10€ pro Person bezahlt...
Grundlegende Erkenntnis: In Guatemala kommt man immer irgendwie weiter, die Busse fahren quasi überall hin, und das regelmäßig!