Dienstag, 22. Januar 2019

Xela (Quetzaltenango) und Umgebung - Tajumulco, Laguna Chicabal, Fuentes Georgina

Quetzaltenango erlebte gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Boom, der auf dem Anbau von Kaffee beruhte, und war lange Konkurrent der Hauptstadt Guatemala. Viele Deutsche, Österreicher und Italiener wanderten in diese Gegend aus, was man auch heute noch in der Stadt bemerkt. Leider zerstörte 1902 eine Eruption des nahen Vulkanes Santa Maria die Stadt fast vollständig. Es gibt dennoch einige schöne, alte Gebäude, nicht nur am Parque, sondern auch z.B. das ein paar Blocks weiter stehende Theater. Kulturell bietet Xela es im Vergleich zu anderen Städten also viel, und auch die Restaurant-Szene kann sich sehen lassen. So ist zum Beispiel das El Cuartito ein Muss, es gibt viele köstliche Speisen, auch Vegetarier kommen hier auf ihre Kosten, und die Biervielfalt, inklusive lokaler craft beers, ist für guatemaltekische Verhältnisse phänomenal. Von den Hotels kann ich das Botique Hotel Casa Morasan empfehlen, es liegt nur einen Block vom Parque, und bietet bescheidenen Luxus zu äußerst vernünftigen Preisen (haben im Vorhinein auf booking reserviert). 
San Martin Sacatepequez
Ansonsten eignet sich die Stadt sehr gut als Ausgangspunkt für die vielen Attraktionen in der Umgebung. Es gibt einige Touranbieter, man kann aber auch, vor allem wenn man nicht alleine unterwegs ist, mit Taxifahrern handeln - so haben wir zu viert für einen ganzen Tag mit Fahrt zur Laguna Chicabal und den Fuentes Georginas 600Q gezahlt - also nur 150 pro Person, was weitaus günstiger wäre als Touren an beide Orte. Die Laguna Chicabal ist ein Kratersee oberhalb des Ortes San Martin Sacatepequez, wo bis heute noch Schamanenrituale durchgeführt werden, und die Indigenen kommen zu diesem für sie heiligen Ort, wo das schwimmen deshalb verboten ist. Vom Kraterrand kann man bei freier Sicht ohne Nebel auch die Vulkane Santa Maria und Santiaguito (aktiv, bricht alle paar Stunden aus!) sehen. Ab dem späten Vormittag ist leider vor allem während der Trockenzeit meist schon der Nebel von der Küstenregion im Aufsteigen und verdeckt den Blick auf den niedrigeren Santiaguito. 

Laguna Chicabal
Die Fuentes Georginas sind heiße Schwefelquellen im höher gelegenen Nebelwald im Süden Xelas, die von der einheimischen Bevölkerung wie von Touristen als Entspannungsbäder genutzt werden. Die Infrastruktur ist schlicht, und an Tagen mit vielen Besuchern wird das Wasser leider trüb, aber dennoch ist es etwas Besonderes, im äußerst warmen Wasser (gefühlt Körpertemperatur) zu hocken und den Regenwald rundherum zu betrachten. Weiters kann man eine knappe Stunde hinauf zu einem Mirador, einem Aussichtspunkt, gehen, von dem aus man einen herrlichen Blick auf den Santa Maria sowie die Küstenregion (wenn mal kein Nebel ist) hat. Und selbst die Fahrt hinauf ist äußerst sehenswert, sie führt vorbei an steilen Hängen, wo die Bauern alles Erdenkliche an Gemüse anbauen.
Als Alternative zu den Fuentes gibt es in der Nähe auch einige kleinere Bäder, wie Los Vahos, die vermutlich auch weniger besucht, weil weniger bekannt, sind. 
Eine weitere Attraktion ist der Markt in San Francisco El Alto, einem Dorf am Weg von Xela nach Huehuetenango- wir haben es leider nicht dorthin geschafft, wissen aber von einem Einheimischen, dass er sehr sehenswert ist.

Fuentes Georginas
Für alle Bergsteiger ist der Tajumulco, der mit über 4200m der höchste Vulkan/Berg in Zentralamerika ist, wohl ein Anziehungspunkt. Viele Anbieter haben verschiedenste Touren im Programm, die Preise variieren stark. Oft ist es deutlich günstiger, wenn man andere Leute kennen lernt und schon zu viert oder in größeren Gruppen dorthin geht. So haben wir zu viert pro Person 325Q für die Ein-Tages Tour mit Abfahrt um 4 Uhr morgens bezahlt, während andere Anbieter bis zu 600Q pro Person haben wollten. Auffallend ist auch, dass bei vielen Anbietern die Zwei-Tages Variante mit Übernachtung im Camp auf ca. 4000m nur unwesentlich mehr kostet, obwohl da auch die Ausrüstung mit Schlafsäcken und Zelten sowie teilweise Verpflegung inklusive ist. 
Sonnenaufgang bald nach Beginn der Wanderung
Zum Ablauf der Tour (1-tägig!) selbst: Man wird um 4 Uhr bei der Unterkunft abgeholt und fährt in einem der gewohnten Vans 2 Stunden vorbei an San Marcos und San Sebastian bis zu einem Punkt der Straße auf über 3000m, auf dem der Weg dann anfängt. Mit Geländewägen kann man auf der dirt road zwar noch ein gutes Stück weiter fahren, aber mit den Touren-Vans nicht. 
Schatten von Tajumulco berührt Tucana
Der Aufstieg dauerte bei uns gut dreieinhalb Stunden für knapp über 1000 Höhenmeter, wobei wir alleine für die letzten ca. 300hm noch über eineinhalb Stunden gebraucht haben. Ab einem gewissen Punkt spürt man einfach die Höhe. Dazu sei gleich erwähnt: Auch wenn man in Xela schon auf 2300m übernachtet, ist man alleine dadurch nicht ausreichend akklimatisiert. Vorherige Wanderungen auf andere Berge bis zu einer Höhe von 3000m sind empfehlenswert, ebenso generelle körperliche Fitness. Man sollte sich auch vorher über die Anzeichen von Höhenkrankheit schlau machen, damit man im Falle des Falles rechtzeitig absteigen kann. Ansonsten ist es noch wichtig, nicht zu schnell zu gehen, auch wenn der Guia, der ja dutzende Male im Jahr hinaufgeht, vielleicht schon ein Stück voraus ist. Von oben hat man bei freier Sicht und klarem Himmel einen wahnsinnig schönen Blick. Im Westen wird es Richtung Mexiko hin recht schnell flacher, man sieht den Tacana (auch über 4000m), den Prinzen, der bei jedem Sonnenaufgang vom Schatten der Prinzessin Tajumulco berüht wird (so lautet die Legende). Richtung Norden sieht man das Selegua-Tal und Huehuetenango, und dahinter die Hochebene der Chuchumatanes, die auf über 3000m liegt und deren höchste Erhebung über 3800 hinaufragt (die Chuchumatanes sind allerdings nicht vulkanischen Ursprungs). 
Tacana vom Gipfel des Tajumulco aus
Im Osten sieht man die anderen Vulkane Guatemalas, und im Süden die Küstenregion, wobei wir leider um 10 Uhr vormittags bereits Nebel bzw. Wolken hatten. Der Abstieg erfolt dann natürlich wesentlich schneller, und wir waren trotz regen Verkehrs bereits wieder um 15:30 in Xela. Dazu sei noch erwähnt, dass wir 4 alle zwischen 25 und 30 Jahre alt sind, fit und sportlich, und trotzdem haben zwei von uns dann durch die Höhenkrankheit Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit empfunden, wobei das ganze beim Abstieg und vor allem bei der Rückfahrt schlimmer wurde und den ganzen Abend noch anhielt. Wir haben uns leider erst im Nachhinein informiert, welche Symptome der Höhenkrankheit zuzuschreiben sind, und eigentlich hätten wir bei den Symptomen schon früher absteigen sollen. Also wichtig: vorher ein- oder besser zweimal Touren auf mind. 3000m machen!
Hier noch meine Ansicht zu den Vor- und Nachteilen von Ein-oder Zweitagestouren: Preislich ist der Unterschied sehr klein, geht gegen null, vor allem wenn man die Übernachtung in Xela, die bei der 2-Tages Tour wegfällt, miteinberechnet. Wer glaubt, die Anstrengung ist auf zwei Tage aufgeteilt deutlich weniger, hat irrt sich allerdings: ein paar Kilo mehr machen schon einen Unterschied, und die Zelte samt Schlafsäcken sind schwer. Man muss mit der ganzen Ausrüstung samt Wasser und Verpflegung für zwei Tage dann trotzdem auf knapp über 4000m hinauf am ersten Tag, also insofern ist es leichter, wenn man alles in einem Tag macht, und mit leichtem Gepäck geht. Windjacke und effektiven Sonnenschutz (Faktor 50) und Handschuhe braucht man aber so oder so. Des Weiteren sind die Nächte am Berg sehr kalt und windig, und auf dieser Höhe kann man auch nicht wirklich schlafen wenn man nicht schon komplett akklimatisiert ist. Der Vorteil ist natürlich der meist besser Blick und die Möglichkeit, zum Sonnenaufgang am Gipfel zu sein.
Wir sind allerdings Ende Dezember auch mit dem ersten Licht losgegangen und waren bei Sonnenaufgang schon ein gutes Stück oben, wo wir herrlichen Blick auf den Tacana hatten, der vom Schatten des Tajumulco getroffen wurde, und natürlich auch auf die Hochebene und Täler im Norden und im Osten, was auch bereits ein traumhaftes Erlebnis war. Wie viel besser dann wirklich die Sicht vom Gipfel ist, kann ich nicht sagen, aber wir waren sehr froh, dass wir nur die 1-Tages-Tour gemacht haben.
Blick Richtung Hochebene und den Chuchumatanes
Ich hab mit anderen Leuten geredet, man kann auch selbstständig auf den Tacana gehen (Touren von Xela gibts auch), dort ist vermutlich noch weniger los, die Sicht dürfte vielleicht nicht ganz so beeindruckend sein. Selbstverständlich kann man auch alleine auf den Tajumulco gehen, der Weg ist nicht schwer zu verfehlen, man kann auch immer die Einheimischen Fragen, es gibt eigentlich kein Potential, sich zu verirren, der Gipfel ist die ganze Zeit in Sicht. Die Frage ist nur, wie man hinkommt: Es fahren zwar schon sehr früh morgens Busse von Xela nach San Marcos, dort muss man dann umsteigen, sodass das Ganze auch in einem Tag möglich wäre, man würde dann halt wohl erst gegen 6 oder 7 wieder in Xela sein. Allerdings würde ich das nur sehr preisbewussten Menschen empfehlen, und wer aus sonstigen Gründen keine Tour buchen möchte, der sollte vielleicht am Anfang des Weges irgendwo übernachten, es gibt ein oder zwei einfache Unterkünfte, damit man einfach schon bei Sonnenaufgang weggehen kann, keinen Stress bekommt, und die traumhafte Sicht im Morgenlicht genießen kann. 

Am Weg zu den Fuentes Georginas
Ein paar Gedanken noch zum Schluss:
Wer wanderfaul ist, wird in der Umgebung von Xela die verschiedenen Thermalquellen und vielleicht auch die Laguna Chicabal interessant finden, weil man dort meist bis fast ganz hin geführt werden kann. Auch der Markt in San Francisco El Alto wird überall empfohlen. Die Stadt selbst bietet auch etwas für die Abend nach den Ausflügen, also insofern sollte man mindestens 3 Nächte bleiben.
Blick vom Vulkan Chicabal auf den Santa Maria
Für Wanderbegeisterte würde ich 5-7 Nächte empfehlen - es gibt so viele Interessante Ziele in der Umgebung, zum Beispiel den Santa Maria, den wir dann leider nicht mehr geschafft haben, von dem aus man in den Krater des Santiaguito hineinsieht. Man kann auch Tagesausflüge in die nicht so weit entfernten Küstenregionen machen, oder vielleicht auch für mehrere Nächte ans Meer nach Champerico, sodass sich die Weiterfahrt von Chichicastenango oder vom Lago Atitlan aus nach Quetzaltenango/Xela in jedem Fall lohnt.


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